Berufe im Porträt

Berufsziel: Winzer*in

"Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken"

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurden 2021 etwa 8,45 Millionen Hektoliter Wein in Deutschland produziert – das sind über 1,1 Milliarden Flaschen. Diese gewaltige Zahl wurde von 17.000 Beschäftigten im Weinbau erreicht. Derzeit verjüngt sich die Branche und viele neue Weingüter bis in den hohen Norden zeigen, dass man keinen eigenen Weinberg in Bestlage braucht, um als Winzer*in Erfolg zu haben.

 

(ps) "Das Leben ist zu kurz um schlechten Wein zu trinken", wird Goethe als Zitat gerne zugeschrieben. Ob die Urheberschaft stimmt ist fraglich, doch inhaltlich würde vermutlich jede*r Weintrinker*in zustimmen. Tatsächlich gibt es kaum ein Getränk, das eine so lange und reichhaltige Kulturgeschichte vorweisen kann wie Wein. In der Antike gab es mit Dionysos bzw. Bacchus sogar eigene Götter des Weines und die Idee, dass im Weine Wahrheit läge, lässt sich bis ins 5. vorchristliche Jahrhundert zurückverfolgen. Wer sich also für den Weinbau interessiert, tritt ein in eine jahrtausendealte Tradition, die dennoch immer jung und neu bleibt.

"Weinbau ist für uns mehr als 'nur' Arbeit. Es ist Ausdruck von Lebensfreude und Lebenskultur", sagt der Winzer Josef Tesch dem "Falstaff"-Magazin. Tesch hat sein Weingut vom Vater übernommen, der es selbst in den 70ern aufgebaut hatte. Das gibt es noch heute in der Weinbranche, was man in anderen Branchen Start-Ups nennen würde: junge Menschen, die sich teils einfach mit einem Acker und Weinreben erfolgreich selbstständig machen. Beispielsweise in Schleswig-Holstein, wo 2009 die ersten (neuzeitlichen) Reben gepflanzt wurden. Der 26jährige Lenz Roeloffs baut selbst Wein auf der Nordseeinsel Föhr an und betreut die Reben auf der Nachbarinsel Amrum, wo es ein stattliches Weingut gibt, Weinbau auf Sylt, auf Rügen...

Wege zur Winzerei

Tatsächlich sind die neuen Weinbaugebiete so spannend, dass sogar ein junger Rheingauer Winzer eines Familienbetriebes von 1670 Fläche auf Amrum gepachtet hat. Das zeigt, dass Weinbau heutzutage praktisch überall in Deutschland betrieben werden kann - und zwar in einer Qualität, die sich durchaus sehen lassen kann. Aber man muss nicht gleich sein eigener Chef werden – Berufswege gibt es in der interessanten Branche viele und angestellte Winzer sind ebenfalls nicht selten. Der Beruf wird in Form einer dualen Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule erlernt und kann später zum Meister führen. Einen vorgeschriebenen Schulabschluss gibt es dabei nicht. Hilfreich sind Kenntnisse und Interessen in Biologie, Chemie, Werken und Technik, sowie für den kaufmännischen Bereich Mathematik.

Alternativ kann Weinbau an manchen Universitäten auch als Studienfach belegt werden. In der Branche gibt es etwa 11.000 Betriebe, in denen rund 17.000 Beschäftigte arbeiten. Im Jahr 2020 haben 315 Menschen die Ausbildung neu begonnen. Die Frauenquote ist mit 26 Prozent noch niedrig, geht aber nach oben. Zwar werde man "als Frau oft immer noch belächelt", wie die 28jährige Winzerin Julia Bunn berichtet. Doch die Wein-Auszeichnungen geben ihr Recht und die Freude am Beruf überwiegt: "Im Winzerberuf kann ich mich verwirklichen wie kaum anderswo. Ich kann geschmacklich erlebbar machen, was ich mir vorstelle", schwärmt sie.

 

Weitere Informationen: https://planet-beruf.de/fileadmin/assets/PDF/BKB/294.pdf 

Quellen:

https://berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/faces/index?path=null/suchergebnisse/kurzbeschreibung&dkz=294&such=winzer 

https://www.suedkurier.de/region/bodenseekreis/meersburg/von-der-rebe-in-die-flasche-zwei-kleinbetriebe-mit-unterschiedlichen-konzepten;art372486,10623558 

https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Wein/_inhalt.html 

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/07/PD21_315_412.html 

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/242103/umfrage/anzahl-der-betriebe-in-der-schaumweinindustrie-in-deutschland/ 

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/242105/umfrage/anzahl-der-betriebe-in-der-deutschen-weinindustrie/ 

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/03/PD22_126_412.html 

 

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