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Ausbildung

EU-Programm Erasmus+

Ausbildungen mit Auslandsaufenthalt boomen

Diverse Menschen bilden einen Kreis (Symboldbild). Bild von peoplecreations auf Freepik.

In einer zunehmend globalisierten Arbeitswelt gewinnen internationale Erfahrungen bereits während der Ausbildung immer mehr an Bedeutung. Ein Auslandsaufenthalt, z.B. ein Praktikum, kann nicht nur die persönliche Entwicklung fördern, sondern bietet auch vielfältige Chancen für den beruflichen Werdegang.

 

(ps) In einer zunehmend globalisierten Arbeitswelt gewinnen internationale Erfahrungen bereits während der Ausbildung immer mehr an Bedeutung. Ein Auslandsaufenthalt, z.B. ein Praktikum, kann nicht nur die persönliche Entwicklung fördern, sondern bietet auch vielfältige Chancen für den beruflichen Werdegang.


Bei Auslandsaufenthalten denken viele an das Austauschjahr in der Schule, work&travel, oder an die Auslandssemester im Studium – die Ausbildung ist dagegen eher nicht auf dem Schirm. Beispielsweise im Handwerk kommen die Auslandsaufenthalte traditionell eher nach der Ausbildung auf der Walz bzw. der Gesellenwanderung. Auch in anderen Berufen, etwa bei den Köch*innen, wird es gern gesehen, wenn nach der Ausbildung internationale Erfahrung gesammelt wird. Aber während der Ausbildung selbst ist man doch fest in Berufsschule und Betrieb eingebunden – oder nicht?


Zahl der Auslandsaufenthalte steigt
 

Tatsächlich haben  Ausbildungen hier aber viel zu bieten – Programme wie Erasmus+ locken die Azubis mit attraktiven Angeboten für Auslandspraktika. Wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) aktuell mitteilt, sind die Zahlen im vergangenen Jahr regelrecht explodiert: „2024 absolvierten so viele Auszubildende wie noch nie ein Praktikum im Ausland mit Erasmus+ – ein Anstieg um 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.“

Das Förderprogramm speist sich aus Mitteln der EU, von 2021 bis 2027 sind 26 Milliarden Euro im Budget. Im vergangenen Jahr standen „in Deutschland rund 99 Millionen Euro für Auslandsaufenthalte in der Berufsbildung zur Verfügung. Dabei rücken insbesondere junge Menschen mit geringeren Startchancen stärker in den Blickpunkt. Ihnen soll der Zugang zu Erasmus+ erleichtert werden. Mit Erfolg: 2024 zählten bereits 18 Prozent der geförderten Stipendiatinnen und Stipendiaten zu dieser Zielgruppe“, wie das BIBB betont.

Dies mache nicht nur die Berufsausbildung attraktiv, sondern bringe auch die Auszubildenden weiter, so BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser: „Jungen Menschen den Blick über den Tellerrand hinaus für neue Horizonte zu eröffnen, stärkt ihre fachlichen und persön­lichen Kompetenzen und sensibilisiert für gesellschaftliche Diversität und Vielfalt. Dabei spielt es keine Rolle, welche Voraussetzungen die Auszubildenden mitbringen. Erasmus+ eröffnet allen Interessierten neue Chancen und stärkt die Botschaft: ‚Wir sind Europa‘.“


Chance, die Welt zu sehen
 

Von Frankreich bis Dubai – die Welt steht den Azubis offen und sie kommen mit neuen Erfahrungen zurück. Die Auszubildende Konditorin Luise Dümichen berichtet dem MDR von ihren Erfahrungen und zeigt sich begeistert. Sie war sogar zwei Mal weg: in Spanien und Frankreich. „Ich fand's auf jeden Fall sehr interessant. Mal neue Torten zu sehen, andere Kombinationen, viel individuelleres, und auch einfach mal was anderes als das, was man sonst sieht – weil es in Frankreich ja auch ganz viele typische Gebäcke gibt, die es hier nicht gibt. Da wurde ich auch viel herangeführt, damit ich auch mal alles gemacht habe und kennen gelernt habe.“


Rundum-Förderung für Azubis
 

Grundsätzlich gilt die Förderung für jede Ausbildung – den Antrag stellen können allerdings nicht nicht Azubis, sondern ihr Ausbildungsbetrieb. Einige Ausbilder sind hier auch selbst aktiv und unterstützen ihre Azubis von vornherein dabei. Bei anderen kann der fehlende Azubi auch durchaus mal zu Personalnot führen – da die Praktika aber nur einige Wochen dauern, lassen sich hier immer Lösungen finden. Schließlich sind die neuen Erfahrungen und Horizonte, die die Azubis von ihren Auslandsaufenthalten mitbringen am Ende auch gut für ihre heimischen Ausbildungsbetriebe.

Das findet auch Bäckermeister Sven Käpernick, der Ausbilder von Luise Dümichen: „Auslandserfahrung sammeln, speziell vielleicht auch andere Produkte kennenzulernen, die ein oder andere Sache mit nach Deutschland zu bringen. Ich meine, gerade Frankreich ist ja berühmt für Patisserie und feine Produkte, hochwertige Produkte. Und wenn man da so zwei, drei Sachen irgendwo in das eigene Unternehmen mit einbringen kann, dann ist das natürlich sehr sehr hilfreich“, sagt er dem MDR.

Im Rahmen von Erasmus+ erhalten die Azubis zudem eine Rundum-Förderung: die Organisation des Praktikums selbst, sowie Anreise und Unterkunft wird finanziert.


Weitere Informationen:
 

Wer mehr wissen möchte, findet alles nötigen Informationen auf den Seiten der Nationalen Agentur beim BIBB

 

 

Quellen:
 

BIBB: „Deutlich mehr Auszubildende nutzen Auslandsaufenthalte in Europa“, PM 14/2025, Bonn, 01.04.2025; online: https://www.bibb.de/de/pressemitteilung_205942.php

MDR: „Wie die EU jungen Menschen Bildung im Ausland ermöglicht“, o.A., 23.05.2024; online:
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wahlen/europa-bildung-erasmus-100.html

 

 

14.04.2025

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