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Ausbildung

Nachwuchskrise in der Pflege

Zahl der Azubis sinkt deutlich

Was Pflegefachleute leisten, gehört zu den wichtigsten Aufgaben unserer Gesellschaft. Dennoch hat die Branche ein großes Nachwuchsproblem. Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zeigen einen deutlichen Abwärtstrend beim Azubi-Nachwuchs für Pflegefachkräfte.

 

(ps) Pflegeberufe erfüllen sogenannte systemrelevante Aufgaben – egal, welche Krise oder Katastrophe das Land erschüttert: Die Pflegekräfte arbeiten weiter. Auch die Zufriedenheit der Pflegekräfte mit ihren beruflichen Aufgaben ist groß – der Beruf gibt das gute Gefühl, eine sinnvolle, hilfreiche und wichtige Tätigkeit zu machen. Jedoch gibt es auch eine Reihe von Problemen in der Branche: Die Schichtarbeit ist fordernd und im Vergleich zur Verantwortung, die die Pflegekräfte tragen, ist die Bezahlung eher mäßig. Zudem sind Pflegekräfte häufig unterbesetzt: Teils aus Personalmangel, teils aber auch, weil die Schichtpläne, aus verschiedenen Gründen, schlicht zu wenig Personal vorsehen. Dies erhöht die Belastung für die Pflegekräfte, was den Beruf für potentiellen Nachwuchs nicht gerade attraktiver macht – ein Teufelskreis.

Dies schlägt sich auch in den Azubizahlen der Branche nieder. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2022 im Vergleich zum Vorjahr um ganze 7 Prozent auf 52.100 Neuverträge. Das ist zugleich der niedrigste Wert für die neue, generalistische Pflegeausbildung seit ihrer Einführung 2020. Zugleich steigt aber der Bedarf an Pflegekräften rapide: Die Menschen werden immer älter und brauchen folglich mehr und länger Pflegeleistungen. Zugleich erwarten die Statistiker der Hans-Böckler-Stiftung etwa 500.000 Verrentungen unter den Pflegekräften binnen der nächsten zehn bis zwölf Jahre. Das Institut der deutschen Wirtschaft erwartet bis 2035 einen Personalmangel in der Pflege von ebenfalls etwa 500.000 Kräften.

Der Frauenanteil unter den Neu-Azubis ist dabei weiterhin hoch: 74 Prozent der Neuverträge wurden von Frauen abgeschlossen. Im Vergleich zum Vorjahr haben 2 Prozent mehr Männer die Ausbildung begonnen. Das Durchschnittsalter der Ausbildungsanfänger*innen liegt bei 21 Jahren und stieg damit im Vergleich zu 2020 um ein Jahr. Wie Destatis weiter mitteilt, ist auch die Späteinsteigerquote gestiegen: 11 Prozent der Neu-Azubis waren zwischen 30 und 39 Jahren alt, 7 Prozent waren über 40 Jahre alt. Die duale Ausbildung wird nahezu ausschließlich als Vollzeitausbildung begonnen, weniger als 1 Prozent begann die Ausbildung in Teilzeit.


Quellen:

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/07/PD23_295_212.html

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/04/PD23_134_212.html

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/07/PD21_356_212.html

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/07/PD22_314_212.html

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/10/PD20_N070_212.html

https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-neue-studie-mindestens-300-000-zusatzliche-pflegekrafte-40798.html

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/172651/umfrage/bedarf-an-pflegekraeften-2025/

 

31.07.2023

 

 

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