Ausbildung

Weniger neue Ausbildungsverträge in der Pflege

„Talfahrt hat längst begonnen“

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, gab es nach vorläufigen Ergebnissen 2022 rund 4.000 weniger Neuverträge für Pflegefachleute als im Vorjahr. Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste sieht als Hauptproblem die Einführung der generalistischen Pflegeausbildung. Es brauche zudem mehr Ausbildungskapazitäten in der Altenpflege.

 

(ps) Die Ausbildungszahlen in der Pflegebranche werden stets mit Argusaugen betrachtet – der Fachkräftemangel ist groß, und der Bedarf steigt stetig. Vor diesem Hintergrund wurde die aktuelle Meldung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) mit „Sorge“ (Tagesschau) aufgenommen. Zwar gebe es noch Unsicherheiten, jedoch wurden den vorläufigen Zahlen zufolge 2022 ganze 7 Prozent oder 4.000 weniger Neuverträge in der Pflege abgeschlossen als im Vorjahr. Dabei gibt es allerdings deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. Hamburg, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern haben mit 16, 15 und 13 Prozent einen besonders großen Rückgang zu beklagen. Rheinland-Pfalz kann sich dagegen über einen Anstieg um 19 Prozent freuen – ist aber auch das einzige Bundesland im Plus.

Wie Destatis weiter mitteilt, sind drei Viertel der Auszubildenden weiblich: „Ende 2022 befanden sich insgesamt rund 110 800 Pflegefachfrauen und 35 800 Pflegefachmänner in Ausbildung.“ Das sind 76 Prozent – ein Wert, der sich auch weiter fortsetzt: Unter den Neuauszubildenden waren 74 Prozent weiblich. Lediglich 13.500 Männer hätten 2022 eine Pflegeausbildung begonnen.

Auch der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) zeigt sich besorgt: Die „Talfahrt“ vor allem in der Altenpflege habe längst begonnen. Bpa-Präsident Bernd Meurer macht hierfür primär die Reform der Pflegeausbildung unter Jens Spahn verantwortlich: „Die Einführung einer generalistischen Pflegeausbildung sollte den Fachkräftemangel beseitigen. Das ist bisher nicht gelungen.“ Ganz im Gegenteil: „Angesichts eines immensen Personalbedarfs hat das Pflegeberufegesetz den erfolgreichen Jobmotor der eigenständigen Altenpflegeausbildung abgewürgt.“ Vor der Reform hätten die Zahlen in der Altenpflege stets nach oben gezeigt.

Die Meldung gewinnt zusätzliche Brisanz, da Destatis erst vor wenigen Tagen mitteilte, dass laut der aktuellen Pflegevorausberechnung 1,8 Millionen mehr Pflegebedürftige bis zum Jahr 2055 zu erwarten seien. Damit werde „ihre Zahl von rund 5,0 Millionen Ende 2021 auf etwa 6,8 Millionen im Jahr 2055 ansteigen.“ Insbesondere zwischen 2035 und 2055 sei aufgrund der Babyboomer-Generation mit einem starken Anstieg der pflegebedürftigen über-80-jährigen zu rechnen. Doch schon bis 2035 erwarten die Statistiker*innen einen Anstieg um 14 Prozent oder etwa 600.000 Pflegebedürftige mehr.


Quellen:

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/04/PD23_134_212.html

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/03/PD23_124_12.html

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/pflege-ausbildung-103.html

https://www.presseportal.de/pm/17920/5477309

 

 

02.05.2023

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