vocatium magazin

Studium

Immer weniger Geisteswissenschaftler

Gesellschaft ohne Korrektiv?

Leere Bibliothek (Symboldbild). Bild von mrsiraphol auf Freepik.

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ist die Zahl der geisteswissenschaftlichen Studienanfänger*innen in den letzten Jahrzehnten merklich zurückgegangen – die einzige Fächergruppe mit Verlust.

 

(ps) Der Zeitgeist heißt „MINT“, also „Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik“. Wir brauchen mehr MINT-Studierende, überall gibt es MINT-Förder- und Awarenessprojekte, es gibt Fördermaßnahmen für Mädchen (die in den MINT-Fächern unterrepräsentiert sind), usw. usf. Und die MINT-Fächer bringen ja durchaus Wohlstand und Fortschritt. Gerade Deutschland, so kann man gebetsmühlenartig lesen und hören, brauche als Land ohne nennenswerte Rohstoffe nun mal Forschung, Innovation und Technologie auf Weltniveau. Geisteswissenschaften dagegen produzieren keinen materiellen Wohlstand, keine vermarktbaren Innovationen. In unserem technologistischen Zeitalter scheint das zu wenig zu sein.

Jedenfalls sind seit Jahren sinkende Zahlen unter den Studierenden der Geisteswissenschaften festzustellen. Wie das Statistische Bundesamt nun mitteilt, erreicht die Zahl der Erstsemester, also jener, die neu mit einem geisteswissenschaftlichen Studium beginnen, einen historischen Tiefststand. Unter allen Erstsemestern des Jahres 2023 (das sind die neuesten Zahlen) machten Studierende der Geisteswissenschaften lediglich gut 10 Prozent aus. Zwanzig Jahre zuvor waren es noch 17 Prozent – ein Rückgang um ein Fünftel.

Dabei nehmen die Immatrikulationszahlen bei allen anderen Fächergruppen teils deutlich zu und auch die Gesamtzahl der Studierenden steigt – die Geisteswissenschaften sind die einzige Fächergruppe mit einem negativen Wachstum. Während dort also die Zahl der Studienanfänger*innen von 2003 zu 2023 um 22 Prozent gesunken ist, stieg sie bei Mathematik/Naturwissenschaften um 13 Prozent, bei Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften um satte 39 Prozent, sowie bei den Ingenieurswissenschaften um ebenfalls 39 Prozent.

Über die Ursachen schweigt sich das Statistische Bundesamt leider aus. Es mag wohl tatsächlich daran liegen, dass Geisteswissenschaften hartnäckig als „brotlose Kunst“ angesehen werden – dabei ist das durchaus nicht der Fall, wie wir schon im vocatium magazin gezeigt haben. Und eigentlich besteht in unserer immer komplexer werdenden Welt sogar erhöhter Bedarf nach Geisteswissenschaftler*innen, die in der Lage sind, uns die Welt und die Gesellschaft zu erklären und Wege in die Zukunft aufzuzeigen, für die man keine App herunterladen kann.

 

Quelle:
 

Statistisches Bundesamt: „Zahl der Studienanfänger/-innen in den Geisteswissenschaften binnen 20 Jahren um 22 % zurückgegangen“, Zahl der Woche Nr. 13 vom 25.03.2025; online: www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2025/PD25_13_p002.html

 

 

07.05.2025

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