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Studium

Studierende in der Forschung

Biodiversität: „Alle sind sehr engagiert und motiviert“

Ein Einchhörnchen trinkt Wasser (Symbolbild). Bild von Wirestock auf Freepik.

Die Biodiversität ist global bedroht, bekannte Beispiele sind das Vogel- und Insektensterben. Studierende des „Una Europa“-Universitätsverbundes haben sich Anfang des Jahres getroffen, um Biodiversitätsprojekte und deren Monitoring an den Verbundsuniversitäten zu koordinieren und zu fördern.

 

(ps) Das Artensterben ist vermutlich eines der drastischsten Phänomene mit Blick auf die globale Biodiversität. Die Ornithologen-Koryphäe Peter Berthold geht davon aus, dass seit Beginn des 19. Jahrhunderts etwa 80 Prozent der hier lebenden Vogelzahl verloren gegangen ist, zwölf heimische Arten sind seither ausgestorben. Beispielsweise gab es um 1800 noch etwa 10 Millionen Rebhühner. Heute sind es noch etwa 28.000 Tiere – das entspricht knapp 0,3 Prozent des ursprünglichen Bestandes. „Demnächst sind die weg“, sagt Berthold gegenüber der Schwäbischen Zeitung.

Ähnlich sieht es auch beim Insektensterben aus, und selbst Allerwelts-Insekten wie die Ameisen erleben Populationseinbrüche – 92 Prozent der Ameisenarten in Deutschland sind rückläufig, eine Art gilt bereits als ausgestorben. Diese Liste eher apokalyptischer Nachrichten könnte man noch endlos erweitern und in praktisch jedem Land der Erde zu ähnlichen Befunden kommen – und nicht zu vergessen ist dabei auch die Pflanzenwelt, der es teilweise ähnlich schlecht geht.

An Gründen, sich mit Biodiversität zu befassen, mangelt es also nicht. Um hier schon im Studium praktische Erfahrungen zu sammeln, haben sich Studierende Anfang 2025 zum "Una-Europa-Biodiversity-Workshop" getroffen. „Una Europa“ ist ein europäisches Netzwerk von führenden Universitäten, das sich der Förderung von Zusammenarbeit und Innovation in verschiedenen Bereichen, einschließlich Forschung, Lehre und internationaler Partnerschaft, widmet. Es wurde gegründet, um die akademische und kulturelle Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Universitäten zu intensivieren und zur Lösung globaler Herausforderungen beizutragen – wie eben der Frage nach der Biodiversität.

Zum Workshop hatte die Freie Universität Berlin geladen und die Studierenden aktiv auch in die Organisation und Durchführung des Workshops eingebunden. Über mehrere Tage tauschten sich Expert*innen und Studierende aus ganz Europa über die Biodiversitätsprojekte an den Universitäten aus und entwickelten weitere Maßnahmen und Optimierungsansätze. Insbesondere die Vergleichbarkeit der Daten stelle ein Problem dar, erläutert die Berliner Studentin Jule Detmers: „Die große Herausforderung besteht darin, dass jede Universität bisher ihr eigenes Monitoring mit individuellen Methoden und Datenbanken durchführt. […] Ziel des Workshops war es daher, die Methoden anzugleichen und ein großes einheitliches Projekt oder zumindest mehrere kleine gemeinsame Projekte zu initiieren.“

Nicht zuletzt ging es auch um Awareness-Strategien, wie Detmers weiter ausführt: „Wir haben auch über Citizen Science gesprochen, also darüber, wie möglichst viele Studierende und andere Interessierte eingebunden werden können.“  Hierzu gab es im Vorfeld des Workshops auch eine öffentliche Podiumsdiskussion, in der es um die Frage ging: „Wie können wir alle dazu beitragen Biodiversität zu unterstützen und zu verbessern?“

Die Studierenden konnten aber mit dem Projekt nicht nur das Thema „Biodiversität“ voranbringen. Auch die Planung und Durchführung will gelernt sein: „Wir haben viel darüber gelernt, wie man solch ein Event organisiert. Es steckt doch wesentlich mehr Arbeit dahinter, als man denkt. Allein die Planung der Sessions und die Abstimmung mit den Teilnehmenden war schon eine Herausforderung. Dieses Wissen – wie man Kontakte knüpft und eigene Interessen einbringt – können wir bestimmt später beruflich nutzen“, freut sich die Studentin Theresa Langer im Interview mit der FU Berlin. Britt Köhler ergänzt: „Am Ende war ich erstaunt, dass es so viele konkrete Workshop-Ergebnisse gab und sich die nächsten Schritte so umsetzbar anfühlen. Alle sind sehr engagiert und motiviert und wollen weitermachen. Es war eine positive Stimmung im Raum, sehr offen und herzlich.“

Weitere Informationen:
 

Das ganze Interview über den Workshop könnt ihr hier nachlesen.

Mehr über Una Europa findet ihr hier und hier.

Wer sich auch für ein Studium in diesem Bereich interessiert, könnte zum Beispiel den Bachelor in Biologie an der FU Berlin studieren und dann den englischsprachigen Master-Studiengang „Biodiversity, Evolution, Ecology“ anhängen. 
Aber natürlich bieten auch viele andere Hochschulen und Universitäten ähnliche Möglichkeiten – mehr dazu könnt ihr in unserer Suchbörse finden!

 

Quellen:
 

FU Berlin: „Artenvielfalt auf europäisch“, Marion Kuka, 26.03.2025; online: www.fu-berlin.de/campusleben/lernen-und-lehren/2025/250326-una-europa-biodiversitaet/index.html

FU Berlin: „Unterwegs mit dem Fledermaus-Detektor“, Marion Kuka, 30.07.2024; online: www.fu-berlin.de/campusleben/lernen-und-lehren/2024/240730-una-europa-urban-species/index.html

FU Berlin: „Una Europa Lecture: Biodiversity Monitoring - Campuses as Citizen Science Projects“, Vanessa Zacher, 20.02.2025; online: www.fu-berlin.de/international/network/partnership-networks/unaeuropa/_termine/2025-una-lecture-biodiversity-monitoring.html

FU Berlin: „Una Europa“, Überblicksseite; online: www.fu-berlin.de/international/network/partnership-networks/unaeuropa/index.html

Una Europa: „Über uns“; online: www.una-europa.eu/about/ueber-uns

Boerenlandvogels.nl / Schwäbische Zeitung: „Seit Beginn des 19. Jahrhunderts sind 80 Prozent der Vögel in Deutschland verloren gegangen“, o.A., 20.01.2017; online: boerenlandvogels.nl/node/4829

Liga Vogelschutz: „Gravierender Rückgang der Ameisen“, o.A., o.D.; online: liga-vogelschutz.org/gravierender-rueckgang-der-ameisen/

 

 

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