vocatium magazin

Gleichstellung in der Wissenschaft

Mehr Frauen habilitieren – aber noch zu wenige

2023 jährt sich die Berufung der ersten Professorin Deutschlands zum einhundertsten Mal. Doch noch bis zur Jahrtausendwende lag der Professorinnen-Anteil im einstelligen Bereich. Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) weisen einen Aufwärtstrend bei den Habilitationen von Frauen aus – jedoch nur auf niedrigem Niveau.


(ps) Die Universitätslandschaft in Deutschland ist noch immer eine Männerdomäne. Zwar gibt es vereinzelt Universitäten, die mit sehr guten Frauenanteilen unter der Professor*innenschaft glänzen können, teilweise gibt es auch Fortschritte bei den Neuberufungen, vorbildlich etwa in Berlin. Insgesamt jedoch bleibt der Frauenanteil mager: Selbst in Berlin, auf Platz 1, liegt der Frauenanteil 2021 lediglich bei 34,7 Prozent. Der deutsche Durchschnitt ist mit 27,3 Prozent sogar deutlich unter einem Drittel, Schlusslicht bilden Bayern und das Saarland mit einem Frauenanteil von nur 23,9 bzw. 23,2 Prozent. Allerdings stellen die Studienanfängerinnen deutschlandweit etwa 52 Prozent der Erstsemester und noch 46 Prozent der Promovierenden.

Bei den Habilitationszahlen, also quasi dem Professor*innen-Nachwuchs, zeigen die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes einen leichten Anstieg: 2022 haben 2 Prozent mehr Frauen eine Habilitation abgeschlossen als im Vorjahr. Dies reiht sich ein in einen Anstieg auf niedrigem Niveau. 2012 lag der Frauenanteil an den Habilitationen bei lediglich 27 Prozent, 2022 wurden 37 Prozent erreicht. Je nach Fächergruppe unterscheidet sich der Frauenanteil jedoch stark: Etwa in den Geisteswissenschaften lag die Quote bei 44 Prozent, in Mathematik/Naturwissenschaften bei nur 29 Prozent.

Insgesamt ist die Zahl der Habilitationen um 5 Prozent auf 1.535 zurückgegangen, die Zahl der Habilitationen von Männern ging um 9 Prozent zurück. Allerdings gab es im Vorjahr einen Höchststand und auch die Zahl der männlichen Habilitierenden stieg im Vorjahr vergleichsweise stark an. Die meisten Habilitationen wurden in der Fächergruppe Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften abgeschlossen, hier wurden 57 Prozent aller Habilitationen geschrieben. Mit deutlichem Abstand auf Platz zwei liegen die Geisteswissenschaften mit 14 Prozent und die Fächergruppe Mathematik, Naturwissenschaften mit 10 Prozent.

Innerhalb der Professor*innenschaft setzt sich die ungleiche Geschlechterverteilung weiter fort: Wie die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz Bonn (GWK) konstatiert, gelte: „Je höher die Besoldungsgruppe ist, desto niedriger ist der Anteil der Frauen.“ In der höchsten Besoldungsgruppe C4/W3 liegt der Frauenanteil bei lediglich 22 Prozent. Weiterhin seien „die Professorinnen (2020) überproportional häufig befristet (37,5 %) und in Teilzeit beschäftigt (38,0 %)“. Dabei betont die GWK, dass dies „nicht nur eine Frage der Chancengleichheit“ sei, „sondern auch des Kompetenzverlustes für die Forschung.“ Obwohl die Lage insgesamt besser wird, ist also noch viel zu tun.


Quellen:

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/07/PD23_262_213.html

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/07/PD22_281_213.html

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2016/06/PD16_219_213.html

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/197898/umfrage/frauenanteil-in-der-professorenschaft-nach-bundeslaendern/

https://www.forschung-und-lehre.de/karriere/chancen-gleichen-sich-nur-langsam-an-5139

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/hochschulen-akademische-laufbahn-gleichstellung-frauen-professorinnen-100.html 

https://www.gwk-bonn.de/fileadmin/Redaktion/Dokumente/Papers/Chancengleichheit_in_Wissenschaft_und_Forschung_-_26._Fortschreibung_des_Datenmaterials__2020_2021_.pdf

 

13.07.2023

Weitere interessante Artikel:
Schulanfänger*innen (Wieder) ein Einschulungsrekord Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurden im Schuljahr 2023/2024 so viele Kinder eingeschult, wie seit 20 Jahren... weiterlesenWie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurden im Schuljahr 2023/2024 so viele Kinder eingeschult, wie seit 20 Jahren nicht mehr. Hier macht sich nach wie vor der Krieg in der Ukraine bemerkbar – aber nicht nur.
Bild von Pressfoto auf Freepik
Miteinandern in der Arbeitswelt Empathie kann man lernen – aus guten Gründen Seit einigen Jahren mehren sich Stimmen, die über den Verlust des sozialen Miteinanders klagen, über mangelnde... weiterlesenSeit einigen Jahren mehren sich Stimmen, die über den Verlust des sozialen Miteinanders klagen, über mangelnde Diskussionskultur und fehlende Empathie. In einer Studie von Prof. Grit Hein vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW) wurde nun gezeigt, dass dies keineswegs so sein muß – Empathie kann man (wieder) lernen.
Abiturienten im Medienunterricht (Symbolbild). Bild von standret auf Freepik.
Medienkompetenz und Demokratie Digitale Desinformationen bedrohen die Demokratie Ein Forschungsteam hat die Daten der jüngsten PISA-Studie mit Blick auf die Medienkompetenz der Jugend ausgewertet und... weiterlesenEin Forschungsteam hat die Daten der jüngsten PISA-Studie mit Blick auf die Medienkompetenz der Jugend ausgewertet und kommt zu ernüchternden Ergebnissen: viele Schüler*innen seien nicht in der Lage, „fake news“ von echten Nachrichten zu unterscheiden – mit Konsequenzen für die Demokratie.

Suchbörse

Praktikum, Ausbildung & Studium

Hier wirst du fündig!

Über die folgende Suchmaske kannst du Firmen, Fach- und Hochschulen sowie Institutionen finden, die Praktikums-, Gap-Year-, Ausbildungs- und Studienplätze anbieten. Auch einige Vereine und Initiativen sind verzeichnet, die soziale Praktika ermöglichen.