(ps) Demokratie ohne Demokrat*innen kann nicht funktionieren. In Zeiten eines politisch erstarkten rechten Randes wird zudem zunehmend deutlich, dass auch der Wirtschaftsstandort Deutschland nur als weltoffene Demokratie funktioniert. Hier ist es wichtig, ein Bewußtsein dafür zu schaffen – ein Unterfangen, dass das BIBB mit dem letztjährigen Hermann-Schmidt-Preis angeht, der nun verliehen wurde: „Die Wahl des Wettbewerbsthemas erfolgte vor dem Hintergrund, dass es in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Unsicherheiten eine gemeinschaftliche Aufgabe ist, das Ansehen der Demokratie und das Vertrauen in demokratische Strukturen zu stärken. Dabei kommt der beruflichen Bildung mit seinen vielfältigen Lernorten eine besondere Rolle zu“, wie das BIBB mitteilt.
Vorbildliche Projekte
Als Sieger aus dem Wettbewerb ging die Evonik Industries AG mit ihrem Projekt „MUTausbruch – das Demokratie-Pädagogik-Projekt von Evonik für Auszubildende des ersten Ausbildungsjahres“ hervor. Hier sei das Ziel, „junge Menschen für Diskriminierungserfahrungen und die Gefahren von Antisemitismus sowie Rassismus zu sensibilisieren und ihnen Lösungsansätze für den Umgang zu bieten. Dabei werden die Auszubildenden zu Zivilcourage und gesellschaftlichem Engagement ermutigt.“
Einen Sonderpreis erhielt das Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft (bsw) gGmbH für das Projekt „AusbildungsKompetenz+ - Initiative für individuelle Förderung und Demokratiekompetenz“. Das Projekt setzt auf interaktive Module zur Wissensgenerierung über Themen wie Demokratie und gesellschaftliche Teilhabe und die „Stärkung demokratischer Werte und Normen durch eine interaktive, gamifizierte mehrsprachige Lernplattform“. Hier werden die Azubis also spielerisch angesprochen.
Einen zweiten Sonderpreis gab es für die Bernd Münstermann GmbH & Co KG mit dem Projekt „Demokratie aus unserer Sicht gesehen“. Das Projekt richtet sich an Beschäftigte und Azubis gleichermaßen. Auch hier wird Dialog großgeschrieben: durch die Förderung einer respektvollen Unternehmenskultur, sowie die Unterstützung der Azubis bei z.B. Auslandspraktika sollen „Respekt, Wertschätzung, Toleranz, Kompromissbereitschaft und das soziale Miteinander“ gefördert werden.
Tagung „Demokratiebildung im Beruf“
Parallel veranstaltete das BIBB eine Tagung zum Thema. Der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), Friedrich Hubert Esser mahnte, dass Demokratiekompetenz von jeder Generation neu erlernt werden müsse. „Daher ist für mich klar: Unter dem, was in der beruflichen Bildung zu tun ist, ragt die Demokratiebildung im Beruf in diesen Zeiten besonders als Aufgabe für alle Lernorte heraus“, so Esser.
Mit der Fachtagung solle ein Beitrag dafür geleistet werden, demokratische Werte und deren Vermittlung bereits in der Ausbildung zu verankern. An der Tagung nahmen etwa 150 Personen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft teil und haben u.a. in drei großen „Diskussionsräumen“ die Fragen „Demokratiebildung im Lernort Betrieb“, im „Lernort Schule“ und „durch Auslandsaufenthalte“ vertieft.
Erfreulicherweise wurde eine umfangreiche Ergebnissicherung betrieben: viele Inhalte der Tagung sind online zu finden auf: www.bibb.de/de/199291.php
Quellen:
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB): „Demokratiebildung in Beruf und Arbeitswelt: Drei Projekte ausgezeichnet“, Andreas Pieper, 22.01.2025; online: idw-online.de/de/news846114
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB): „Demokratische Werte in der Ausbildung verankern“, Andreas Pieper, 21.01.2025; online: idw-online.de/de/news846084
28.01.2025