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Wissenschaft und Politik

Work-Happiness-Report 2024

Wie zufrieden sind die Arbeitnehmer*innen?

Bild von Drazen Zigic auf Freepik

Nachrichten sind allgemein gerne schlecht, weil das höhere Klickzahlen bringt. Doch die reale Lage sieht meist gar nicht so schlecht aus, wie die Medien gerne glauben machen. Das zeigt auch der aktuelle Work-Happiness-Report von 2024.

 

„In Germany we don’t say: ‚Wow, this is really impressive, keep up the good work!‘ – we say: ‚Nicht geschimpft ist genug gelobt!‘“ – das beobachtete der ehemalige Basketballspieler und inzwischen preisgekrönte Influencer Liam Carpenter in seinen Kurzvideos über die deutschen Eigenheiten. Und damit trifft er den Nagel wie eigentlich immer auf den Kopf: Lob wird in Deutschland spärlich verteilt, das höchste Lob ist: „Da kann man nicht meckern“. Gemeckert wird in Deutschland gerne, dabei wird aber oft über positive Fakten hinweggegangen oder verkannt, dass die Lage im Vergleich mit anderen Ländern erfreulich gut ist.

Wenn z. B. sogenannte Autoritäten wie die „Wirtschaftsweisen“ immer Recht behalten hätten, stünden in Deutschland längst nur noch Ruinen – zum Glück haben sie meistens unrecht und die Wirtschaft steht angesichts von Krieg, Klimakrise und globalen Handelskonflikten trotzdem stabil da. Erst jüngst verkündete das Wirtschaftsministerium einen Anstieg des erwarteten Wirtschaftswachstums, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet fürs kommende Jahr einen Anstieg der BIP um 1,2 Prozent, und erst letzten Herbst hat das Stimmungsbarometer von VR Smart Finanz und CFin – dem Research Center For Financial Services der Steinbeis-Hochschule – einen optimistischen Blick der Kleinunternehmer in die Zukunft festgestellt. Laut Bertelsmann Stiftung blicken zudem 88 Prozent der Jugendlichen positiv auf ihre berufliche Zukunft. Und auch die Arbeitnehmer*innen in Deutschland sind durchaus zufrieden, wie der Work-Happiness-Report 2024 von Awork und Appinio zeigt.

Die meisten Menschen sind glücklich mit ihrer Arbeit

„Je nachdem, in welcher Social-Media-Bubble man sich bewegt, könnte man meinen, die Deutschen sind momentan ziemlich unglücklich mit ihrer Arbeit“, heißt es in dem Report. Doch die Formulierung legt bereits nahe: die erhobenen Ergebnisse sprechen eine andere Sprache. Das durchschnittliche „Arbeitsglück“ liegt 2024 bei 6,9 von 10 Punkten – und damit sogar 0,2 Punkte über den Arbeitsglück von Vorjahr. Für den an der Studie beteiligten Michael Trautmann ein gutes Zeichen: „Es zeigt, dass die Menschen resilienter sind, als wir es annehmen und dass sie auch mit Herausforderungen besser umgehen können, als wir glauben.“

Nach Branchen aufgeschlüsselt zeigen sich Angestellte in der Tech-Branche am glücklichsten, hier liegt der Schnitt bei 7,4 Punkten. Ebenfalls überdurchschnittlich zufrieden sind Mitarbeiter*innen in Beratungsunternehmen mit 7,2 Punkten. Schlußlicht, aber dennoch nur knapp unter dem Durchschnitt ist die Gesundheitsbranche mit 6,6 Punkten. Dabei wiegt das Arbeitsglück immer mehr als das Gehalt: ganze 73 Prozent würden für mehr Arbeitsglück Teile ihres Gehaltes abgeben, und zwar im Durchschnitt 23 Prozent.

Auch die Bindung an das Unternehmen hängt direkt mit dem Arbeitsglück zusammen: „Je mehr Work-Happiness, desto weniger wollen Menschen kündigen.“ Unter jenen, die ihr Arbeitsglück mit 1 bis 5 Punkten angegeben haben, denken ganze 68 Prozent an Kündigungen. Unter jenen, die es mit 6 bis 10 Punkten bewertet haben, liegt diese Zahl nur bei 27 Prozent. Insgesamt zeige sich: „Glückliche Teams sind nachweislich kreativer, produktiver und verlässlicher.“ Ein Faktor, den „selbst moderne Teams unterschätzen und ignorieren“.

Der ganze Report ist hier kostenlos zu finden:  www.awork.com/work-happiness-report


Quellen:

Bertelsmann Stiftung: „Die meisten jungen Menschen blicken positiv in ihre berufliche Zukunft“: www.bertelsmann-stiftung.de/en/themen/aktuelle-meldungen/2023/dezember/die-meisten-jungen-menschen-blicken-positiv-in-ihre-berufliche-zukunft

Markt und Mittelstand: „Kleinunternehmen blicken optimistisch in die Zukunft“: www.marktundmittelstand.de/technologie/kleinunternehmen-blicken-optimistisch-in-die-zukunft

Statista: „Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland von 2008 bis 2023 und Prognose des DIW bis 2025“: de.statista.com/statistik/daten/studie/74644/umfrage/prognose-zur-entwicklung-des-bip-in-deutschland/

Tagesschau (ARD): „Bundesregierung rechnet mit etwas mehr Wachstum“: www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/fruehjahrsprognose-bundesregierung-wachstum-100.html

Liam Carpenter: „In Germany we don’t say“: www.youtube.com/shorts/ztYV3u4uGCU

 

(ps) 13.06.2024

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