(ps) Digitalisierung und sich verändernde Lebenswelten machen auch vor der Bücherbranche nicht halt. Das bedeutet Wandel, aber das oft herbeiorakelte Ende des Lesens und der Bücher bleibt aus. Die Ausbildungszahlen sind seit Jahren stabil und der Umsatz steigt. Anlässlich der heute eröffnenden Frankfurter Buchmesse werfen wir einen Blick auf die Branche.
Der Einzelhandel insgesamt und so auch der Buchhandel, müssen seit Jahren mit der wachsenden Konkurrenz durch den Onlinehandel leben. Nicht wenige, vor allem kleinere Buchhandlungen waren dem Konkurrenzdruck nicht gewachsen und mussten ihre Türen schließen. Doch es gibt auch gegenläufige Trends: Ausgerechnet die Coronapandemie hat gezeigt, dass die Branche resilienter ist als viele dachten. Und hier haben sich vor allem die kleinen, inhabergeführten Läden bewährt. Sie seien, wie die Frankfurter Rundschau es beschreibt, "mit blauen Flecken durch die Krise gekommen" – während die großen Ketten wie Hugendubel oder Thalia mit größeren Umsatzeinbrüchen zu kämpfen haben.
Und mancherorts kehrt sich der Trend sogar um: Etwa in Berlin nimmt die Zahl inhabergeführter Buchhandlungen seit Jahren zu und auch die Pandemie mit ihren Lockdowns wurde von annähernd allen überstanden. "Im Gegensatz zu den großen Filialisten punkten die kleinen und inhabergeführten Buchhandlungen durch mehr Kreativität im Umgang mit den neuen Regeln. Von Fahrradkurieren über Abholstationen bis zur individuellen telefonischen Beratung", sagt Ludwig Lohmann von der Buchhandlung Ocelot in Berlin der Frankfurter Rundschau. Und mit Blick auf den Nachwuchs bestehen gute Hoffnungen für die Zukunft: Die 10- bis 19-jährigen haben ihre Ausgaben für Bücher zwischen 2019 und 2021 um satte 26,9 Prozent erhöht.
Konkurrenz für das Ladenlokal kommt hauptsächlich aus dem Internet – doch hier haben die Buchhandlungen ebenfalls Maßnahmen ergriffen: Auch sie nehmen immer öfter am Onlinehandel teil. Während der Umsatzanteil des sogenannten "stationären Buchhandels" leicht zurückgeht, verzeichnet der Onlinehandel 2021 ein sattes Umsatzplus von über 16 Prozent und trägt nun etwa 27 Prozent des Branchenumsatzes. Trotz wachsender Verkaufszahlen bleibt das E-Book bislang eher eine Randerscheinung und bildet lediglich 5,9 Prozent des Gesamtumsatzes des Branche. Vor zehn Jahren waren es nicht ganz 3 Prozent – die Erwartung, dass das E-Book den gedruckten Büchern rasch ein Ende macht, hat sich also nicht bestätigt.
Auch die Ausbildungszahlen der Branche bleiben trotz der coronabedingten Einbrüche relativ konstant. Seit 2014 liegen die Ausbildungsverträge für das Berufsbild Buchhändler*in bei gut 1.100 und ebenso die neu abgeschlossenen Verträge bleiben konstant, woran auch die Jahre 2020 und 2021 nichts geändert haben. Das mag nicht zuletzt an der Branche selbst liegen – Azubi Lena Müller sagt dem Magazin BuchMarkt über ihre Ausbildung: "Meine Erwartungen wurden erfüllt und sogar noch übertroffen. Mir wurde schnell klar, dass die Buchbranche eine kleine, sympathische und sehr stark vernetzte Branche ist."
Weitere Informationen zur Ausbildung zum*zur Buchhändler*in:
berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/bkb/13749.pdf
Quellen:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/10/PD22_445_21.html
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Kultur/Publikationen/Downloads-Kultur/spartenbericht-literatur-presse-5216104229004-1_2021416.html
https://www.boersenblatt.net/home/die-offiziellen-zahlen-fuer-den-buchmarkt-2021-sind-da-245433
https://www.boersenblatt.net/news/buchhandel-news/online-buchhandel-mit-hohen-wachstumsraten-185281
https://www.fr.de/kultur/kunst/die-krise-als-chance-der-buchhandel-in-deutschland-meistert-corona-zumindest-bis-jetzt-90222634.html
https://www.dw.com/de/warum-unabh%C3%A4ngige-buchhandlungen-in-berlin-florieren/a-36743509
https://www.domradio.de/artikel/stabiler-umsatz-im-jahr-2018-zahlen-und-fakten-zum-buchmarkt-deutschland
https://www.boersenverein.de/markt-daten/marktforschung/wirtschaftszahlen/
https://www.boersenverein.de/markt-daten/marktforschung/wirtschaftszahlen/beschaeftigung-und-berufsbildung/
19.10.2022