(ps) Der menschengemachte Klimawandel ist die größte Herausforderung unserer Zeit, und spätestens seit dem Beginn der Dürrejahre ab 2018 sind die Folgen spürbar auch hier angekommen. Dies schlägt sich im Ausbildungs- und Arbeitsmarkt nieder: Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, sind die "Green Jobs" weiter auf Wachstumskurs. Dennoch bleibt der Fachkräftemangel groß.
"Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es ab 2025 rund 400.000 zusätzliche Erwerbstätige aus Handwerk und Technik", sagt Burkhard Jung, Vizepräsident des Deutschen Städtetages. Bereits im vergangenen Jahr hat der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, angesichts des gravierenden Fachkräftemangels darauf hingewiesen, dass es Bedarf für 400.000 zusätzliche Arbeitskräfte pro Jahr gebe. Dieser Mangel stellt nicht nur ein Problem für die Wirtschaft selbst dar, sondern gefährdet auch gesellschaftliche und politische Ziele: "Vorhaben wie die beschleunigte Energiewende drohen zu scheitern“, mahnt Ralph Appel, Direktor des Vereins Deutscher Ingenieure.
Baugewerbe und Dienstleistungen auf Erfolgskurs
Da sind es erstmal gute Nachrichten, die das Statistische Bundesamt jüngst veröffentlichte: Die Zahl der "Green Jobs" sei im Jahr 2020 um 2 Prozent gestiegen. Damit seien über 300.000 Beschäftigte damit befasst, "Güter und Leistungen zum Schutz der Umwelt" zu erbringen. Gleichwohl ist die bekannte Corona-Delle auch hier zu erkennen: "Von 2016 bis 2019 waren im Umweltschutz pro Jahr durchschnittlich 18.000 Arbeitsplätze oder 6,7 % geschaffen worden."
Im Baugewerbe arbeiten inzwischen 19 Prozent der Beschäftigten, knapp 60.000, im Umweltschutzbereich, beispielsweise für Wärmedämmungen oder Solarinstallationen. Diese Branche verzeichnet auch den größten Zuwachs: Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der grünen Arbeitsplätze um satte 27,7 Prozent. Ähnlich gut sieht es im Dienstleistungssektor aus: Hier gab es einen Anstieg um 23,3 Prozent. "Der seit 2018 zu beobachtende Anstieg der Zahl der Umweltschutzbeschäftigten hielt damit sowohl im Baugewerbe als auch im Dienstleistungssektor an."
Verarbeitendes Gewerbe hat rückläufige Zahlen
Mit Problemen sieht sich dagegen das Verarbeitende Gewerbe konfrontiert. Der Sektor stellt mit knapp zwei Dritteln der Umweltschutzbeschäftigten den mit Abstand größten Teil der "Green Jobs". Dort seien die Zahlen jedoch "erstmals seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2016" rückläufig. Im Mittel sind dem Sektor von 2019 auf 2020 4,2 Prozent der Beschäftigten abhanden gekommen. Besonders betroffen war der Bereich "Maschinenbau", der nicht zuletzt die "Herstellung von Windkraftanlagen oder energieeffizienten Antriebs- und Steuerungstechniken" übernimmt. Hier gab es einen Rückgang der Beschäftigtenzahlen um 12,2 Prozent.
Gleichwohl gehört den "Green Jobs" vorläufig die Zukunft. Auch international gibt es eine große Nachfrage und zunehmende Investitionen in diesem Bereich. So sagte Valeria Orozco, Direktorin für Nachhaltigkeit bei der großen US-amerikanischen Jobplattform "indeed.com", auf CNBC, sowohl das Interesse an als auch die Nachfrage nach grünen Jobs steige spürbar. Das bedeutet allerdings auch, dass die deutsche Umweltschutzwirtschaft nicht nur mit den übrigen Branchen um Fachkräfte konkurriert, sondern auch im globalen Arbeitsmarkt.
Quellen:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/09/PD22_409_325.html
https://www.vdi.de/news/detail/fachkraeftemangel-bedroht-energiewende
https://www.staedtetag.de/presse/pressemeldungen/2022/fachkraeftegipftel-personalmangel-trifft-uns-da-wo-es-weh-tut
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/migranten-scheele-arbeitsagentur-mangel-arbeitskraefte-101.html
https://www.cnbc.com/2021/10/19/the-10-most-in-demand-green-jobs-right-now.html
28.09.2022