Schüler*innen lernen im Lockdown weniger
Ifo-Umfrage zur Schulpraxis in Zeiten von Corona

(ps) In einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts zur Lage der Schulen zeigt sich ein gemischtes Bild: zwar gibt es Fortschritte beim onlinegestützten Distanzunterricht, die durchschnittliche Lerndauer der Schüler*innen liegt jedoch 3 Stunden unter dem Vorkrisenniveau. Hinzu kommen große psychische Belastungen. Ebenfalls kaum verbessert hat sich die Lage für sozial schwächere Familien. Experten warnen vor einer weiteren Öffnung der sozialen Schere.

Irgendwie wirkt es wie Routine: der Ausnahmezustand an den Schulen. Doch auch über ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie sind die Probleme gravierende. Zwar habe sich die Situation im Vergleich zum ersten Lockdown 2020 leicht verbessert – so habe der regelmäßige Onlineunterricht inzwischen eine Abdeckung von 26%, verglichen mit lediglich 6% im vergangenen Frühjahr. Auch die Lerndauer zuhause habe sich um knapp 45 Minuten auf 4,3 Stunden verlängert. Sie liegt jedoch trotzdem 3 Stunden unter dem Normalniveau. Gleichzeitig wurde eine Nutzungsdauer bei Computerspielen und sozialen Medien von 5,2 Stunden erhoben. Studienleiter Ludger Wößmann moniert: "Besonders bedenklich ist, dass 23 Prozent der Kinder sich nicht mehr als zwei Stunden am Tag mit der Schule beschäftigt haben."

Nach Einschätzung der Eltern sei die Lerneffektivität im Vergleich zum schulischen Lernen geringer. Hinzu kommen große psychische Belastungen der Schüler*innen: Katharina Werner, Mitautorin der Studie, sprach im Deutschlandfunk von "gravierenden Auswirkungen" der Situation und weiterhin eine "deutliche Verschlechterung" insgesamt. Knapp 90% der Schüler*innen vermissen ihre sozialen Kontakte, Bewegungsmangel und Übergewicht wird zum Problem und in den Familien wird mehr gestritten.

Etwa ein Fünftel der Schüler*innen nehmen zusätzliche Nachhilfestunden außerhalb des Unterrichts, doch auch hier zeigt sich die soziale Schere: der Anteil der Schüler*innen mit Nachhilfe unterscheide sich "beträchtlich nach Elternhaus", teilt Werner weiter mit. "So sehen wir zum Beispiel, dass der Anteil von Kindern aus Nicht-Akademiker-Haushalten, die an keiner Fördermaßnahme teilgenommen haben, 13 Prozentpunkte höher ist als der von Kindern aus Akademikerhaushalten. Insgesamt erscheint es also so, dass bei der Organisation von Unterstützungsmaßnahmen Raum für Verbesserung besteht."

Quellen:
https://www.ifo.de/node/62918
https://www.ifo.de/publikationen/2020/aufsatz-zeitschrift/bildung-der-coronakrise-wie-haben-die-schulkinder-die-zeit
https://www.deutschlandfunk.de/ifo-studie-zu-corona-und-schule-wie-schuelerinnen-und.680.de.html?dram:article_id=495992