(hrs) Donald Trumps Vater soll dem scheidenden US-Präsidenten in seiner Kindheit gesagt haben: Sei ein "König" und werde bei allem, was du tust ein "Killer" (1). Dem steht eine andere "Lebenskunst" diametral gegenüber, die ein Pädagoge so formulierte: "... alle Beschäftigungen der Sinne und des Verstandes … sind eigentlich dazu gemacht, unsere Seele mit Heiterkeit zu erfüllen." (2)
Schon im Vorschulalter sei Donald Trump durch seine Aggressivität gegenüber anderen Kindern aufgefallen, heißt in einem Porträt über ihn (1). Seine erste Ehefrau soll die Scheidung von ihm wegen „grausamer und unmenschlicher Behandlung“ (cruel and inhuman treatment) eingereicht haben. Zum Ende seiner Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten hetzte er seine politischen Anhänger gegen die amerikanische Demokratie auf; Fanatiker unter diesen ließen sich dermaßen aufstacheln, dass sie gewaltsam ins Capitol, den Sitz des US-Parlaments, eingedrungen sind.
Wie man eine Demokratie von innen heraus zerstören kann
Hat der junge Trump vielleicht mal die Bücher des französischen Anwalts und Schriftstellers Maurice Joly (1829-1878) gelesen? Dessen 1864 erschienenes Hauptwerk trug den Titel "Ein Streit in der Hölle". Ein Rezensent schreibt über den Inhalt: In einem Streitgespräch über Macht und Recht beweist ein Staatsmann einem Philosophen, "wie man mit einem Minimum von Gewaltanwendung eine Demokratie von innen heraus zerstören kann, indem man die öffentliche Meinung korrumpiert, den Rechtsstaat zur Fassade macht, den Notstand zum Dauerzustand erklärt und auf kaltem Weg einen Polizeistaat etabliert." (3)
Das Buch, zur Zeit der diktatorischen Herrschaft von Napoleon III. verfasst, wurde sofort nach dem Erscheinen verboten. Es trug dem Autor eine Gefängnisstrafe ein. Noch hinter Gittern sitzend macht er sich daran, einen Ratgeber zu verfassen. Darin führte er aus, wie man es nach seiner Ansicht zu beruflichem Erfolg bringen könne. Der Titel dieses Werkes: "Das Handbuch eines Aufsteigers". (4)
Viele Passagen darin spiegeln gleichsam auch den Geist des Trumpismus wider. Ein Zitat aus der Einleitung mag das illustrieren: "Die öffentliche Ordnung besteht nur zum Schein. In Wirklichkeit herrscht Krieg an der Basis des gesellschaftlichen Lebens, dessen Motive sich in nichts von jenen Kriegen unterscheiden, bei denen eine Nation zu den Waffen greift." Und an anderer Stelle heißt es: "In allen kritischen Situationen, ob im Krieg oder bei einer Versammlung, reißt die Energie einiger weniger die übrigen Menschen mit."
"Mit Talent spielen, den Regeln folgen und nicht betrügen"
Maurice Joly äußert sich nicht nur pessimistisch. Das erste Kapitel beginnt er mit den Worten: "Das Leben ist eine äußerst schwierige Partie und mit Zufällen gespickt. (...) Mit Talent zu spielen, den Regeln zu folgen und nicht zu betrügen - darin besteht die Kunst des Lebens."
Zwar im Absolutismus, jedoch im Umfeld von Toleranz und Aufklärung, denkt sich der Pädagoge Lieberkühn: "Die gute Laune ist bei jedem Geschäft unentbehrlich, wenn man es mit Erfolg betreiben will." (5)
Quellen:
(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Donald_Trump#Kindheit_und_Ausbildung
(2) Philipp Julius Lieberkühn (1754-1788), Schulrektor in Neuruppin und Breslau
(3) https://www.die-andere-bibliothek.de/Originalausgaben/Ein-Streit-in-der-Hoelle::84.html
(4) Maurice Joly, Das Handbuch eines Aufsteigers, München 2004 (Erstausgabe Paris 1868)
(5) https://www.erfolg-im-beruf.de/vocatium-online/jungpaedagoge-philipp-lieberkuehn-gewinnt-mit-seinem-gute-laune-konzept