„Erzähle mir und ich vergesse. Zeige mir und ich erinnere. Lass es mich tun und ich verstehe.“ – Mit diesen Worten von Konfuzius hat Anna Baer ihre 2018 publizierte Masterarbeit über außerschulische Lernorte und deren Bedeutung für erfolgreichen Schulunterricht eingeleitet. Was der chinesische Philosoph vor gut 2500 Jahren lehrte, spiegele sich nach Angaben der Bielefelder Jungwissenschaftlerin auch in aktuellen Studien über die Behaltensleistungen verschiedener Tätigkeiten wieder: "10 % von neuem Wissen speichert der Mensch durch das Lesen, durch Hören sind es 20 %, durch Sehen 30 %. Die Kombination von Sehen und Hören ermöglicht es dem Menschen, 50 % des neuen Wissens zu speichern, 80 % wird durch sein eigenes Sprechen ermöglicht und 90 % durch sein eigenes Handeln."
Die Masterarbeit zeigt auf, dass der Besuch außerschulischer Lernorte, trotz Mehrarbeit für die Lehrkräfte, die Mühe wert ist und in der Schule in verschiedenen Kontexten angewendet werden sollte. Baer hebt wie andere Bildungswissenschaftler hervor, dass Lernende durch das Interagieren mit außerschulischen Lernorten generell in ihrer Handlungskompetenz und speziell in ihrer Methoden-, Sozial- und Persönlichkeitskompezenz gefördert werden.
Handlungsbezogenes Lernen verbindet "Kopf und Hand"
Lernende würden an außerschulischen Lernorten neue Erfahrungsräume und Horizonte kennenlernen, die der normale Unterricht nicht bieten könne, und eigenen Fragestellungen nachgehen. Durch handlungsbezogenes Lernen komme es zu einer "Verbindung von Kopf und Hand", bestätigt Baer die Einschätzung auch anderer Studien.
Nicht zuletzt das soziale Lernen werde durch den Besuch außerschulischer Lernorte begünstigt, erklärt Anna Baer. Lernende gingen an außerschulischen Lernorten miteinander um und außerschulisches Lernen biete dafür mehr Möglichkeiten, als herkömmlicher Unterricht. Gewonnene persönliche Eindrücke, Wahrnehmungen und neue Informationen würden mit zuvor gemachten Erfahrungen aus dem Gedächtnis abgeglichen, modifiziert und verknüpft, was die Behaltensleistung erhöhe.
Ein wichtiges Charakteristikum außerschulischen Lernens sei auch das "entdeckende Lernen". An „Entdeckungssituationen“ könnten sich Lernende leichter erinnern als an kognitiv ausgerichteten Frontalunterricht im Klassenzimmer. Das rühre daher, "dass durch das unmittelbare sinnliche Lernen und die unmittelbare Begegnung an außerschulischen Lernorten, Dinge konkret sinnlich-erfahrbar werden." Durch sensitive, auditive, haptische und visuelle Zugänge werde Lernen durch Erleben und ganzheitliche Bildung ermöglicht.
Immer wieder wird in Studien betont, wie wichtig die organisatorische und inhaltliche Vor- und Nachbereitung des Besuchs außerschulischer Lernorte für den Lernerfolg seien. Dieser Mehrarbeit, betonte beispielsweise auch die Wissenschaftlerin Daniela Negura in einer Studie 2002 über außerschulische Lernorte, stehe "vor allem der lang anhaltende Lernerfolg" gegenüber.