Praxishandbuch "Eltern und Berufsberatung"
Unterstützung bei der Berufsorientierung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Karrierebewusstsein und Selbstbeurteilung beginnen (...) mit der Erforschung der eigenen Werte, Interessen, Begabungen, Persönlichkeitseigenschaften, Fähigkeiten und Motivationen. Eine ehrliche diesbezügliche Beurteilung ist eine der schwierigsten Aufgaben des Lebens“, stellen die Autorinnen Karin Steiner, Margit Voglhofer und Claudia Liebeswar in einem „Praxishandbuch Eltern und Berufsberatung“ fest. Es ist 2016 im Auftrag der AMS Österreich von der Firma abif – Analyse, Beratung und interdisziplinäre Forschung erstellt worden. Das auf der Website www.ams-forschungsnetzwerk.at online gestellte Handbuch richtet sich an Personen mit Beratungsfunktion, die nicht nur mit Kindern und Jugendlichen, sondern auch mit deren Familien arbeiten wollen.

Die Autoren schreiben: „Es gibt natürlich nicht »den einen« richtigen Job für das Kind, sondern viele Berufe, die zu seinen Interessen und Fertigkeiten passen können.“ Deshalb empfehlen sie, dass verschiedene Optionen durchdacht werden. Der Prozess der Sondierung beruflicher Wege sollte vielgestaltig angelegt sein. Jugendliche und junge Erwachsene sollten zum Beispiel motiviert werden, Arbeitserfahrungen durch Sommerjobs und Praktika zu erwerben, Berufsinformationsmessen zu besuchen, sich mit Berufsbildern und Bewerbungsverfahren vertraut zu machen. In diesem Kontext sollte auch eine Selbsteinschätzung der eigenen Voraussetzungen erfolgen.

Sind hinreichende Informationen über die eigene Person und die berufliche Zukunft zusammengetragen worden, gehe es um die Entscheidungsfindung. „Eltern und Jugendlichen muss dabei (...) bewusst sein, dass Entscheidungen nicht zwangsläfig für das gesamte restliche Leben getroffen werden“, heißt es im Handbuch. Die Karriere könne man sich sinnbildlich vorstellen als einen Fluss, der manchmal friedlich fließe, manchmal von Stromschnellen unterbrochen werde oder gar in einen See münde. „Solange die Karriere einer Person andauert, ist also Entscheidungsfähigkeit vonnöten.“ In Bezug auf die Rolle der Eltern in diesem Prozess schreiben die Autoren: „Die Schwierigkeit für die Eltern besteht meist darin, ihren Kindern eine verantwortungsvolle Entscheidung zuzutrauen und zuzumuten.“ Steiner, Voglhofer und Liebeswar betonen: „Es ist möglich, dass Eltern der vom Kind gewählte Weg nicht gefällt. Wir sollten seine Wahl aber akzeptieren. Zunächst ist es kein Problem, wenn das Kind Fehlentscheidungen trifft. Wichtig ist, dass es positive und negative Folgen seiner Entscheidungen reflektiert. Entscheidungen haben eine zentrale Bedeutung für die Entwicklung, Reife und letztlich Unabhängigkeit des Kindes.“

Als zentralen Punkt für die Karriereplanung bezeichnen die Autoren das „Zutrauen“ der Jugendlichen. Was und wieviel können sie nach eigener Überzeugung schaffen? Manchmal hätten Jugendliche eine länger andauernde schlechte schulische Phase. Diese senke die Erwartungen an ihre Selbstwirksamkeit. Sie trauen sich dann wenig bzw. weniger zu als Eltern und Lehrkräfte von ihnen erwarten. „Das Zutrauen in sich selbst“, heißt es im Handbuch, „ist entscheidend für die Wahl der Ziele, die man sich zu stecken wagt.“ Eigene Erfolgserlebnisse und verbale Ermutigung würden das Zutrauen einer Person stärken.

 

Quelle: http://www.forschungsnetzwerk.at/downloadpub/AMS_PH_Eltern_und_Berufsberatung.pdf