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Neuer Studiengang für Waldbewirtschaftung

Ökologische Waldnutzung im Fokus

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An der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (HNEE) entsteht der neue Bachelor-Studiengang "Sozialökologische Waldbewirtschaftung". Angestoßen vom GEO-Magazin und unterstützt von renommierten Persönlichkeiten sollen hier "im Umgang mit Wald neue Wege" ausgelotet werden und ökologische Fragen im Zentrum stehen – ohne dabei Waldwirtschaft und Holzgewinnung außer Acht zu lassen. Bereits im Vorfeld hat der Studiengang einige Kontroversen ausgelöst.

Neuer Studiengang für Waldbewirtschaftung
Ökologische Waldnutzung im Fokus

 

(ps) An der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (HNEE) entsteht der neue Bachelor-Studiengang "Sozialökologische Waldbewirtschaftung". Angestoßen vom GEO-Magazin und unterstützt von renommierten Persönlichkeiten sollen hier "im Umgang mit Wald neue Wege" ausgelotet werden und ökologische Fragen im Zentrum stehen – ohne dabei Waldwirtschaft und Holzgewinnung außer Acht zu lassen. Bereits im Vorfeld hat der Studiengang einige Kontroversen ausgelöst.

Wer sich mit Natur- und speziell Waldschutz beschäftigt, kommt um die Namen nicht herum: Peter Wohlleben, Förster und Sachbuchautor, sowie Pierre Ibisch, Professor für Nature Conservation in Eberswalde, sind Koryphäen in diesem Bereich. Bereits seit Jahren bemühen sie sich um eine ökologische Aufklärung im Forstbereich und provozieren dabei durchaus Widerstände in konservativen Kreisen. So auch die Ankündigung des Studiengangs selber: Nachdem sie 2020 die Konzeptentwicklung ankündigten, bemüßigten sich die Forstfakultäten und -fachbereiche zahlreicher Hochschulen, einen gemeinsamen offenen Brief zu verfassen, in dem sie sich gegen die unterschwellige Implikation des Studiengangs selbst verwahrten, nicht ausreichend auf ökologische Fragen einzugehen. 

Seither haben einige Diskussionen stattgefunden und man ist sich diskursiv wieder näher gekommen – was sich nicht zuletzt daran zeigt, dass der Studiengang nun an der HNEE seine akademische Heimat findet, obgleich sie zu den Unterzeichnern des offenen Briefes gehörte. Dies mag auch an Prof. Matthias Barth liegen, der seit September 2021 neuer Präsident der Hochschule ist: "Wir haben es uns an unserer Hochschule zur Aufgabe gemacht, die Nachhaltigkeitstransformation in die Gesellschaft voranzutreiben und Studierende mit den Schlüsselkompetenzen zur Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung auszustatten. Dafür bedarf es der kontinuierlichen Weiterentwicklung bestehender Studienprogramme und der Impulse durch neuartige Studiengänge", so Barth.

In dem für 2023 angesetzten Studiengang soll ein "klarer Fokus auf der langfristigen Gesundheit und Vitalität des Waldes als komplexes Ökosystem mit all seinen Ökosystemleistungen, von denen die Menschen profitieren", liegen. So solle die Waldökologie als Mittelpunkt gedacht werden, "aus dem sich alles andere ableitet" – auch die wirtschaftliche Waldnutzung. Für Peter Wohlleben ist es für einen Studiengang dieser Art höchste Zeit: "Es kann ja sein, dass ökologische Seminare gehalten werden, aber in der Praxis sehen wir: Es gibt verheerende Kahlschläge, wo sie gar nicht nötig wären; wir sehen, dass Waldböden übermäßig durch tonnenschwere Maschinen beschädigt werden – und wir sehen oft sogar, dass neue Nadelbaum-Plantagen ausgerechnet dort gepflanzt werden, wo gerade erst welche abgestorben sind. Wenn Ökologie in Hochschulen gelehrt wird, kommt sie in der Fläche bislang kaum an."

Der Flensburger Biologe Ibisch sieht es ähnlich und beklagt, dass "sich solche [ökologischen] Ansätze nicht durchsetzen können, weil die Fokussierung auf eine einzige Ökosystemleistung des Waldes alle anderen überlagert hat: die Ernte von Holz." Mit Blick auf die Klimakrise werden "Wälder als Wasserspeicher, als Landschaftskühler und als CO2-Senken wichtiger", so Ibisch – eine Aufgabe, die sie als "Nadelbaum-Monokulturen" nicht erfüllen können. "Wie viel Holz wir nutzen können, wird vom Wald entschieden – nicht vom Markt." Auch GEO-Chefredakteur Jens Schröder betont den Bedarf für einen ökologisch orientierten Forststudiengang: "wir haben immer wieder Signale bekommen, dass so eine Ausbildung ein interessantes akademisches Feld sein könnte." Nun seien sie sehr "froh, dass der Ansatz die Chance bekommt, sich zu beweisen."

Derzeit feilt ein Expert*innenteam unter Leitung von Ibisch noch an den Studiengangsinhalten, man zeigt sich aber zuversichtlich, noch rechtzeitig zum angedachten Start 2023 fertig zu werden. Für den Studiengang werden drei Stiftungsprofessuren besetzt, die von der Umweltstiftung Greenpeace, der Elobau-Stiftung und der Stiftung "ZukunftJetzt!" getragen werden. Vorerst sind jährlich gut 20 Studienplätze vorgesehen. 


Quellen:

https://www.presseportal.de/pm/7861/5099954 

https://www.forstpraxis.de/der-studiengang-von-peter-wohlleben-kommt-nach-eberwalde/ 

https://www.forstpraxis.de/freiheit-von-forschung-und-lehre-nicht-einzelinteressen-opfern/ 

https://www.geo.de/natur/oekologie/oekologische-waldbewirtschaftung---wir-sind-keine-weltfremden-romantiker--30641320.html 

 

02.05.2022

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