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Studium

Mehr Berufsorientierung ins Studium

Uni Saarland reformiert Geisteswissenschaften

Studentin in einer Bibliothek (Symbolbild). Bild von lookstudio via Freepik.

Geisteswissenschaften wird ja gerne vorgeworfen, für den „Elfenbeinturm“ zu arbeiten. Die Universität des Saarlandes hat nun eine Reform ihrer geisteswissenschaftlichen Bachelor-Studiengänge vorgestellt, mit der genau diesem Problem begegnet wird.

 

(ps) In einer Zeit, in der technische Innovation, künstliche Intelligenz und wirtschaftliche Effizienz dominieren, scheint die Relevanz der Geisteswissenschaften – also Fächern wie Philosophie, Geschichte, Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Theologie oder Kulturwissenschaft – für viele in Frage zu stehen. Sie gelten als „brotlose Kunst“, als Luxusdisziplinen oder gar als Relikte vergangener Bildungsmodelle. Doch dieser Eindruck trügt. Gerade heute sind die Geisteswissenschaften von zentraler Bedeutung – für die Gesellschaft, die Demokratie und jede*n Einzelne*n.

Dabei bieten die Geisteswissenschaften keine einfachen Antworten – aber sie stellen die richtigen Fragen. Was ist gerecht? Wie wollen wir zusammenleben? Was bedeutet Freiheit? Wie deuten wir Geschichte? Sie helfen, komplexe gesellschaftliche und kulturelle Zusammenhänge zu verstehen. Sie fördern kritisches Denken, das in Zeiten von Desinformation, Populismus und politischer Polarisierung unverzichtbar ist.

Doch die Geisteswissenschaften (heute auch oft Kulturwissenschaften genannt) haben ein Problem: die Karrierewege sind nicht so glasklar wie bei vielen anderen Studienfächern. So wird der Architekturstudent eben Architekt, die Medizinstudentin wird Ärztin usw. – aber was wird die Historikerin oder der Philosoph, wenn sie nicht gerade auf Lehramt studieren? Tatsächlich gibt es hier sehr viele Möglichkeiten – wir haben zum Thema bereits einen Schwerpunkt gemacht –, doch im Studium selbst kommen Berufs- und allgemein Praxisorientierung häufig noch zu kurz – obwohl sie gerade in der Geisteswissenschaft mit ihrer beruflichen Vielseitigkeit durchaus vonnöten wäre.

Dies hat sich die Universität des Saarlandes zu Herzen genommen und eine Reform ihrer geisteswissenschaftlichen Fächer angestrengt, um die „die Vorbereitung auf die berufliche Zukunft“ zu unterstützen, wie es in einer Mitteilung der Universität formuliert wird. „Zum Wintersemester erhalten die meisten Hauptfächer einen größeren Praxisanteil, um den Studierenden berufliche Orientierung und praxisnahe Qualifizierung für den Eintritt ins Berufsleben zu bieten. In einem neuen ‚Professionalisierungsbereich‘ werden Berufsfeldorientierung und Profilschärfung gebündelt.“

Ab dem kommenden Wintersemester erwarte die Studierenden „eine vielfältige Auswahl an Praxiskursen“ etwa in den Bereichen „Journalismus, Kulturmanagement, Marketing und Kommunikation oder Museumsarbeit“. Darüberhinaus werden auch allgemeine Schlüsselkompetenzen für die Berufswelt vermittelt, bspw. mit Blick auf die „starke Digitalisierung in der Arbeitswelt“. Die Vermittlung dieser Inhalte werde „überwiegend [durch] externe Lehrbeauftragte aus der Berufspraxis“ übernommen, wodurch die Studierenden einen Einblick aus erster Hand in die Berufswelt erhalten und nicht zuletzt auch „erste Kontakte in den Arbeitsmarkt knüpfen können“.

Von den Reformen profitieren die „Bachelor-Studiengänge Anglistik/Amerikanistik, Germanistik, Geschichte, Katholische Theologie und Evangelische Theologie, Lateinische Philologie sowie Kunst und Bildwissenschaft.“


Weitere Informationen:
 

Genauere Angaben zum neuen Professionalisierungsbereich an der Universität des Saarlandes finden sich hier.

Alle geisteswissenschaftlichen Bachelor-Studiengänge der Universität sind hier zu finden.

 

Quelle:
 

idw / Universität des Saarlandes: „Geisteswissenschaften an der Universität des Saarlandes ab Wintersemester mit mehr Praxisbezug“, PM vom 21.05.2025, Thorsten Mohr; online: idw-online.de/de/news852515
 

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